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Prenatal and adult androgen activities predict alcohol dependence


Priv.-Doz. Dr. med. Bernd Lenz
Prof. Dr. rer. nat Christian P. Müller
Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber

Preisträger des Wilhelm-Feuerlein-Forschungspreises 2016 zur Grundlagenforschung (stellvertretend für die beteiligten Wissenschaftler Sabine E. Huber, Christiane Mühle, Birgit Braun, Christian Weinland, Polyxeni Bouna-Pyrrou, Juliane Behrens, Sarah Kubis, Katrin Mikolaiczik, Marcel-René Muschler, Sarah Saigali, Marina Sibach, Petya Tanovska, Ulrich Hoppe, Anna Eichler, Hartmut Heinrich, Gunther H. Moll, Anne Engel, Tamme W. Goecke, Matthias W. Beckmann und Peter A. Fasching des Universitätsklinikums Erlangen)

Mit zwei- bis viermal mehr Männern als Frauen zeigen die Alkoholabhängigkeit und assoziierte Folgeerkrankungen einen deutlichen Geschlechtsunterschied. Die Aktivität von Androgenen im zerebralen Belohnungssystem sowie einige genetische Studien und Hormonuntersuchungen deuten an, dass Androgene eine wichtige Rolle bei Alkoholabhängigkeit spielen. Mit den Zielen eines besseren Verständnisses der Zusammenhänge und der Identifikation relevanter Biomarker führten die Forscher zwei klinische Studienprojekte und eine Reihe von Tierexperimenten durch.

In der ersten klinischen Studie untersuchten die Wissenschaftler, wie sich das Ausmaß der intrauterinen Androgenexposition sowie die erwachsenen Androgenserumspiegel auf das Risiko für Alkoholabhängigkeit und den Verlauf nach der stationären Entzugsbehandlung auswirken. Dazu wurden Biomarker für pränatale Androgenexposition (Zeige-/Ringfingerlängenverhältnis, transient evozierte otoakustische Emissionen, Alter bei Beginn der Pubertät) sowie Androgenserumspiegel zwischen alkoholabhängigen Patienten und gesunden Kontrollprobanden verglichen. Die Analysen bestätigten übereinstimmend eine höhere intrauterine Androgenexposition bei männlichen Patienten im Vergleich zu männlichen Kontrollprobanden. In der Patientengruppe korrelierte die pränatale Androgenexposition zudem positiv mit den Leberenzymwerten und der Schwere des Alkoholentzugssyndroms. Hohe pränatale Androgenexposition prädizierte außerdem gemeinsam mit ansteigenden Androgenserumspiegeln während des Entzugs häufigere und frühere alkoholbezogene Wiederaufnahmen während des 12-Monatsnachbeobachtungszeitraums.

In einer zweiten Studie beforschte die Arbeitsgruppe, wie mütterliche Faktoren die kindliche Androgenexposition beeinflussen. Hoher Stress sowie Alkohol- und Nikotinkonsum der Mütter während der Schwangerschaft waren mit höherer Androgenexposition der Kinder während der Schwangerschaft assoziiert.

Abschließend behandelten die Wissenschaftler Mäuse intrauterin mit Androgenrezeptormodulatoren und erfassten das Alkoholtrinkverhalten bei den erwachsenen Tieren. Die intrauterine Blockade des Androgenrezeptors ergab eine Reduktion der Alkoholkonsummenge und der Alkoholpräferenz bei adulten männlichen Tieren. Die intrauterine Stimulation des Androgenrezeptors führte zu einer Zunahme der Alkoholkonsummenge bei adulten weiblichen Tieren.

Zusammengefasst ergaben die translationalen Studien, dass sowohl pränatale Androgenexposition als auch adulte Androgenserumspiegel das Risiko für Alkoholabhängigkeit im Erwachsenenalter beeinflussen und sich zur Prädiktion des Krankheitsverlaufs nach der Entzugsbehandlung eignen könnten. Die Ergebnisse deuten zudem an, dass die Reduktion von Stress sowie Alkohol- und Nikotinkonsum bei Schwangeren das Risiko für Alkoholabhängigkeit bei den Nachkommen senken könnte.

PD Dr. med. Bernd Lenz
Leiter der Arbeitsgruppe Psychoneuroendokrinologie
bernd.lenz@uk-erlangen.de


Prof. Dr. rer. nat Christian P. Müller
Professur für Suchtforschung
christian.mueller@uk-erlangen.de

Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber
Lehrstuhlinhaber
johannes.kornhuber@uk-erlangen.de