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Nachbericht Wilhelm-Feuerlein Preisträgersymposium

29.11.2013

„Was lehrt uns die Suchtforschung für die Prävention“ - ein Nachbericht

Die Oberberg Stiftung freut sich, dass ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Oberberg Stiftung – die Suchtforschung - weitere Unterstützung erhält. Nachdem die Deutsche Suchtstiftung in die Oberberg Stiftung aufgegangen war, haben nun renommierte Suchtforscher Interesse bekundet, die Deutsche Suchtstiftung eigenständig fortzuführen, um die Suchtforschung in Deutschland hervorgehoben zu fördern.

Die Oberberg Stiftung unterstützt die Deutsche Suchtstiftung und ist Mitglied im Kuratorium. Mit dem „Wilhelm-Feuerlein-Preisträgersymposium: Was lehrt uns die Suchtforschung für die Prävention?" am 29.11.2013, welches auf dem diesjährigen DGPPN stattfand, wurde ein erstes Projekt bereits gemeinsam erfolgreich umgesetzt.

Die Wilhelm-Feuerlein-Preisträger stellten vor einem zahlreichen Publikum ihre wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Suchtmedizin, welche die Grundlage für die Auszeichnung des Wilhelm-Feuerlein-Preises waren sowie ihre neuen Suchtforschungstätigkeiten, vor.


Prof. Dr. Hans-Jürgen Rumpf, Vizepräsident Deutsche Gesellschaft für Suchforschung und Suchttherapie e.V., referierte zum Thema „Die Behandlungslücke bei alkoholbezogenen Störungen - wie kann die Reichweite von Prävention und Therapie verbessert werden?“. Er wies daraufhin, dass die Versorgung von Menschen mit problematischem Alkoholkonsum nur einen Teil der Betroffenen erreicht und daher strukturelle Veränderungen im Versorgungssystem notwendig sind. Seine vorgestellten Konzepte bieten Lösungsansätze, welche die bestehende Behandlungslücke schließen können. Erforderlich seien, so Rumpf, gezielte Interventionen sowie Screeninginstrumente zu entwickeln, wobei die besondere primäre Versorgung in der Hausärztepraxis berücksichtigen werden muss.

Prof. Dr. Gunter Schumann, London, stellte aus seiner Langzeitstudie IMAGEN neue Daten zum Thema „Risikofaktoren für Binge-Drinking in der Adoleszenz“ vor. In der Studie werden das psychische Befinden und das Risikoverhalten von 2.000 Jugendlichen untersucht. Hierbei konnte in einem parallelen Tiermodell eine Assoziation von Alkoholkonsum und genetischen Variationen aufgezeigt werden.

Prof. Dr. Claudia Spies, Leiterin der Klinik für Anästhesiologie der Charité Berlin, ging in ihrem Vortrag „Sekundärprävention von alkoholassoziierten Schäden im Krankenhaus – was ist umsetzbar?“ auf die große Bedeutung von Alkoholbezogene Störungen - von riskantem Konsum über chronisch erhöhten Alkoholkonsum bis zu schädlichem Gebrauch und Abhängigkeit - in der präoperativen Medizin ein. Zu den bedeutsamen klinischen Komplikationen gehören das Alkoholentzugssyndrom, Infektionen, Sepsis, kardiale Komplikationen sowie erhöhte Blutungsfrequenzen nach operativen Eingriffen. Sie wies daraufhin, dass es viele sinnvolle therapeutische Interventionen gibt, die auffallend selten Bestandteil der Regelversorgung sind. Zudem betonte sie, seien Angebote sinnvoll, die vor allem das Stigma das substanzbezogenen Störungen umgibt, berücksichtigen.

Prof. Dr. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin stellte Ergebnisse zum Thema „Serotonin revisited – spielt es noch eine Rolle in der Suchtbehandlung“  vor. Er wies auf die Chancen und Grenzen der Übertragung neurobiologischer Ergebnisse in den Praxisalltag der suchtmedizinischen Versorgung hin. Auch wenn das serotonerge System in der Forschung einen klaren Bezug bei substanzbezogenen Störungen aufweist, konnte die Wirksamkeit von serotonergen Substanzen im klinischen Alltag nicht oder nur im geringen Umfang  nachgewiesen werden. Weiter stellte er ein Modell zu den Einflussfaktoren auf Alkohol bei Jugendlichen vor, in dem einschränkend von ihm betont wurde, dass serotonerge Funktionsstörungen nur als sehr geringer Anteil als Auslöser für Alkoholkonsum angesehen werden kann.

Professor Lipp gratulierte der Deutschen Suchtstiftung zur Gründung. Als Vorstand der Oberberg Stiftung freut er sich auf eine intensive Zusammenarbeit mit vielen gemeinsamen Projekten, u.a. die Verleihung des Wilhelm Feuerlein Forschungspreises, weitere gemeinsame Symposien wie den DGPPN oder DGSS sowie auf die Unterstützung wissenschaftlicher Untersuchungen in der Suchtmedizin.